Die Auswirkungen der globalen Pandemie auf den aktiven Lebensstil
- Gesamtanzahl der weltweiten Schritte ging im April 2020 um 12% zurück
- Die Anzahl der Schritte bei reinen Trainingsaktivitäten sind weltweit um 24% gestiegen
- Die Trainingsaktivität ist weltweit und in den verschiedensten Ausprägungen gestiegen, um den Rückgang der täglichen Bewegung durch das Coronavirus auszugleichen
Wenn wir in den nächsten Jahren auf diese Pandemie zurückblicken, werden wir uns an den April erinnern, in dem das Coronavirus einen besonders starken Einfluss auf fast alle Länder, Kulturen und Gemeinschaften weltweit hatte. Es hat unser Leben auf vielfältige Weise beeinflusst. Wir bei Garmin sehen es als unsere Pflicht an, die Auswirkungen, die es auf menschliche Aktivitäten hat, zu analysieren und darüber zu berichten.
Gesamtanzahl der weltweit getätigten Schritte
Schaut man sich den April 2020 im Jahresvergleich mit 2019 an, so zeigt sich deutlich, welche Auswirkungen die globale Pandemie auf unser Leben hat. Aggregierte Daten von Millionen von Garmin-Nutzern zeigen einen weltweiten Rückgang von 12% der durchschnittlichen Schritte pro Tag. Die untenstehende Heatmap stellt dar, welche Länder einen stärkeren Rückgang verzeichneten als andere.
Wenn man aggregierte Daten in einem großen globalen Maßstab betrachtet, ist es wichtig, jedes Land nach dem selben Schema zu bewerten. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse für Länder mit geringerer Bevölkerungszahl und strikteren Ausgangsbeschränkungen entsprechend in Relation gesetzt. Betrachten wir beispielsweise die USA im Vergleich zu Usbekistan. Obwohl Usbekistan bei der Zahl der Coronavirus-Fälle bei weitem nicht an die USA herankommt, hat es einen größeren prozentualen Rückgang zu verzeichnen, weil dort weniger Menschen leben und strengere Regeln zur Bekämpfung des Virus gelten.
Aktivitätsbasierte Trainingsschritte
Dass sich in Zeiten einer globalen Pandemie und strengen Ausgangsbeschränkungen weniger bewegt wird, war zu erwarten. Interessant wird es jedoch, wenn man sich die Daten genauer anschaut:
Ein Teil der weltweit getätigen Schritte geht auf Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Wandern zurück (Garmin-Nutzer haben Zugriff auf mehr als 20 Aktivitäts-Apps). Wenn man nur die Schritte betrachtet, die aus diesen protokollierten Aktivitäten stammen, können wir den entgegengesetzten Trend feststellen.
Im Durchschnitt stiegen die Schritte aus aufgezeichneten Aktivitäten weltweit um 24%. Der naheliegende und wahrscheinliche Grund: Um den Rückgang der täglichen Bewegung im Alltag zu kompensieren, begannen die Menschen mit sportlichen Aktivitäten.
Höchste Zunahme von Aktivitäten pro Land
Welche sportlichen Aktivitäten treiben Garmin-Nutzer also weltweit? Und variieren sie von Land zu Land? Einige Fragen haben wir in früheren Beiträgen dank Datenauswertungen in den USA und Europa bereits beantworten können. Inzwischen können wir uns aber auch ein Gesamtbild der globalen Situation machen. Hier sind die Aktivitäten, die in den einzelnen Ländern den größten Anstieg verzeichneten, wenn man April 2020 mit April 2019 vergleicht.
Australier und Kanadier mögen unterschiedliche Meinungen darüber haben, ob Kricket oder Hockey mehr Spaß macht. Es scheinen sich allerdings beide darin einig zu sein, dass Gehen die attraktivste Aktivität während des Lebens im Lockdown ist.
In China, Mexiko, Südafrika und zahlreichen anderen Ländern nahm das Training an Fitnessgeräten stärker zu als andere Aktivitäten – Indoor-Cardio machte dabei ganze 50% der Fitness-Workouts aus. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fielen im gleichen Zeitraum über 50% der Aktivitäten in die Kategorie Krafttraining. Diese Entwicklung legt die Vermutung nahe, dass sich Workouts vom Fitnessstudio ins heimische Wohnzimmer verlagern.
Natürlich muss man sich auch die großflächigen blauen Bereiche auf unserer Landkarte genau anschauen. Ein globaler Trend zum Indoor Cycling ist dort unverkennbar auszumachen. Nachdem wir bereits ausführlich über die statistisch belegte, globale Zunahme dieser Aktivität berichtet haben, sprachen wir dieses Mal mit einigen Garmin Athleten, um einen qualitativen Kontext zu erhalten:
„Da ich aktuell in Frankreich bin, habe ich nicht die Möglichkeit im Freien Rad zu fahren“, sagt die US-Triathletin Taylor Spivey, die sich seit Beginn des Lockdowns in Europa befindet. „Obwohl ich monatelang nicht mehr auf der Rolle gefahren bin, tue ich das inzwischen fünf Mal pro Woche.“
„Wir verbringen definitiv mehr Zeit auf Plattformen wie Zwift“, sagt die Triathletin Mirinda Carfrae aus Colorado. „Unsere Trainingsgruppe trifft sich alle zwei Wochen zu einer gemeinsamen Sitzung – das ist eine Möglichkeit, mit allen in Kontakt zu bleiben, die wir normalerweise fast täglich sehen würden.“
Größter Rückgang von Aktivitäten pro Land
Die Pandemie hat global für die Zunahme einiger Sportarten und Aktivitäten geführt – und ebenso gibt es Sportarten, die darunter gelitten haben. Wir haben bereits darüber berichtet, dass das Schwimmen in Europa fast komplett eingebrochen ist. Wenn wir April 2020 mit April 2019 vergleichen, scheint dies ebenfalls ein globaler Trend zu sein. Die Daten zeigen einen deutlichen Rückgang der Schwimmaktivität von Amerika bis in den Fernen Osten.
Aber Schwimmer verzichten deswegen nicht gänzlich auf Sport. In Australien zeigen die Daten beispielsweise, dass 54% der Nutzer, die im April 2019 geschwommen sind, stattdessen dieses Jahr die Laufschuhe schnüren. 43% der chinesischen Nutzer, die im April des vergangenen Jahres geschwommen sind, laufen dieses Jahr oder fahren Rad. Und in den USA trainiert die Profi-Triathletin Paula Findlay nun eben von zu Hause.
„Da in Oregon alle Schwimmbäder geschlossen sind, mache ich zu Hause mehr Fitness und Krafttraining“, sagt Findlay. „Ich versuche die Bewegungsmuster und muskuläre Beanspruchungen des Schwimmens in meinem Training zu simulieren.“
Multisporttraining zählte zusammen mit Wandern und Golf ebenfalls zu den Aktivitäten mit den größten Rückgängen in mehreren Ländern. Aber auch diese Personen suchten nach Alternativen. In Südafrika zum Beispiel wandten sich im April 2020 20 % der Benutzer, die vergangenes Jahr noch Golf spielten, dem Indoor-Fitnesstraining zu. Weitere 11 % begannen mit Indoor-Cycling.
„Ich könnte mir vorstellen, dass Athleten aller Sportarten die Zeit nutzen, um ihren Körper auf die Rückkehr des Sports vorzubereiten“, sagt Profigolfer Greg Norman. „Mein Haus befindet sich derzeit im Bau, also habe ich diese Zeit genutzt, um mit anzupacken und beim Bau zu helfen. Jeden Tag kann man mich beim Ausheben von Gräben, beim Verlegen von Rasen und bei der Arbeit mit schweren Maschinen antreffen – eine Menge Handarbeit in der heißen Hitze Floridas! Ich habe auch meine normalen Aktivitäten wie tägliche Fitnessübungen, Tennis und Wasserskifahren beibehalten.
Ein Blick in die DACH-Region
Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen sich deutliche Trends in den Bewegungsaufzeichnungen, die sich auf die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie zurückführen lassen. So haben beispielsweise die Sportarten Laufen, Radfahren, Gehen und Wandern einen starken Aufwärtstrend erfahren. Im Vergleich zum April 2019 stiegen die aufgezeichneten Lauf-Aktivitäten in diesem Jahr beispielsweise um 75 Prozent an. Die Häufigkeit von normalen Radfahr-Aktivitäten wuchs sogar um rund 87 Prozent. Das Indoor Cardio Training brach aufgrund der Schließungen der Fitnessstudios und Sportstätten um beinahe die Hälfte ein, ebenso wie das Bahnenschwimmen, das in den Statistiken kaum noch auftaucht.
Und was nun?
Nach der Analyse der Aktivitätsdaten über den Zeitraum von zwei Monaten sind wir der festen Überzeugung: „Fitness findet einen Weg“. Auch wenn die Daten diese These stützen, sind es schlussendlich doch die Menschen, die in diesen Zeiten einen Weg finden. Vom Hobby- bis hin zum Profisportler passen die Menschen ihre Routinen an, ohne jedoch gänzlich auf Sport zu verzichten.
„Ich habe immer so viel Kraft aus den Trainingssessions mit Teamkollegen geschöpft“, sagt der Weltmeister im Langstreckenlauf Alexi Pappas, der derzeit in Griechenland ist. „Ich habe das Gefühl, dass Laufen im besten Fall ein Mannschaftssport ist. Da das aktuell nicht möglich ist, habe ich mich dazu entschlossen, beim Laufen Hörbücher zu hören. Ich habe so viele Bücher ‚gelesen‘, die ich vorher nie entdeckt hätte. Es ist nicht dasselbe wie mit Mannschaftskameraden zu laufen, aber es hat sich zu einer Alternative entwickelt, die ich wirklich genieße“.
Die Teamaktivitäten werden irgendwann wieder zurückkehren. Aber im Moment ist es keine schlechte Idee, ein gutes Buch zu finden, das Ihnen bei Ihrem Training Gesellschaft leistet. Es ist nur eine von Millionen von Möglichkeiten, die sich in der aktuellen Lage bieten.