Fitness findet auch in Zeiten der globalen Pandemie einen Weg

Weltweit sind aufgrund der Covid-19 Pandemie derzeit Veränderungen im Bewegungsverhalten der Menschen spürbar. In dieser besonderen Zeit sehen wir es bei Garmin als eine unserer Aufgaben an, der Öffentlichkeit fortlaufend Informationen zu diesem Thema bereitzustellen.

Vor zwei Wochen veröffentlichte Garmin in den Vereinigten Staaten einen ersten „Bewegungsreport“. Dieser zeigte bereits erste auffallende Veränderungen und Trends hinsichtlich der Sportarten und Übungen, für die sich Garmin-Kunden entschieden. Heute lassen sich nun auch Rückschlüsse auf das Bewegungsmuster in Europa ziehen. Genauer gesagt, die fünf EU-Länder mit den meisten bestätigten Coronavirus-Fällen: Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Um das Ausmaß zu veranschaulichen, haben wir auch Schweden in unsere Datenerhebung mit einbezogen, wo wesentlich weniger Einschränkungen gelten und die Kontaktbeschränkungen geringer sind.

Beim Blick auf die Daten von Millionen der Garmin Smartwatch-User verwenden wir nach unserem Ansatz eine eigene Methodik zur Analyse. Dabei sind wir der Meinung, dass die reine Betrachtung der Gesamtzahl an Schritten nicht aussagekräftig genug wäre. Obwohl diese Zahl in allen Ländern rückläufig ist, lässt dieser Datensatz alleine nicht darauf zurückschließen, dass sich die Menschen weniger bewegen. Dies hat folgenden Grund:

Nehmen wir zum Beispiel eine Frau, die in einer 120 Quadratmeter großen Wohnung in Italien unter Quarantäne steht. Während sie aufgrund der physischen Enge eine sehr geringe tägliche Schrittzahl aufzeichnet, könnte sie aber gleichzeitig auf einem Home-Trainier 20 Kilometer pro Tag mit dem Fahrrad zurücklegen. Hat ihr Aktivitätsniveau aufgrund der Pandemie abgenommen? Nein. Tatsächlich bewegt sie sich sogar mehr. Sie hat nur aufgrund der Umstände ihre Aktivitäts-Routine geändert.

Für ein wahrheitsgetreues Bild ist es wichtig tief in die Daten einzutauchen und diese mit Sorgfalt aus der richtigen Perspektive zu betrachten. Die Wearables von Garmin verfügen über mehr als 20 verschiedene integrierte Sport- und Aktivitätsprofile. Dieser Funktionsumfang in Verbindung mit einer breiten globalen Benutzerdatenbank zeigt uns nicht nur, ob sich Menschen bewegen, sondern auch, wie sie sich bewegen.

Werfen wir nun einen Blick auf die Daten.

Jede Darstellung zeigt die Bewegungsdaten von sechs europäischen Ländern, die aus den oben genannten Gründen ausgewählt wurden. Die nationalen Ausgangsbeschränkungen sind in Italien am 9. März in Kraft getreten, während die anderen Länder ähnliche Maßnahmen in den darauffolgenden Tagen eingeführt haben. Um ein konsistentes und klares Bild zu erhalten, haben wir den 9. März als Mittelpunkt genommen und die fünf Wochen davor sowie die fünf Wochen danach mit einbezogen, um prozentuale Zu- und Abnahmen zu ermitteln. Auch wenn dies in den Diagrammen nicht visualisiert ist, wurden die Entwicklungen mit den Daten aus dem Jahr 2019 desselben Zeitraums verglichen, um die üblichen saisonalen Trends von denen zu unterscheiden, die durch COVID-19-bezogene Ereignisse ausgelöst wurden.

Radfahren

Unser oben dargestelltes hypothetisches Szenario scheint die überraschende Realität in Frankreich, Italien und Spanien zu sein, wo historisch strenge Richtlinien für das Zuhause bleiben gelten. Vergleicht man die Phasen vor und nach der Ausgangssperre in Frankreich, so stellen wir einen bemerkenswerten Anstieg der Aktivitäten um 157 Prozent fest. Spanien und Italien melden mit 273 Prozent bzw. 309 Prozent ebenfalls Rekordhöhen beim Indoor-Cycling. Das Ausmaß dieser Verschiebung sollte nicht unterschätzt werden – wir erleben einen historisch steilen Anstieg bei einer Aktivität, die typischerweise im Frühjahr abnimmt. Das hat es noch nie zuvor gegeben.

Bemerkenswert: Ein großer Teil der Indoor-Cycler fährt virtuell mit intelligenten Trainern, wie sie von Tacx hergestellt werden. Dabei synchronisieren sie ihre Aktivitäten mit einer Drittanbieter-Plattform wie Zwift, die es den Benutzern ermöglicht, virtuell auf der ganzen Welt zusammen zu fahren. Floskeln wie „Einander fern bleiben, bringt uns zusammen“ scheinen demnach für Radfahrer dieser Tage tatsächlich zu gelten.

Da immer mehr Menschen ihre Indoor-Cycling-Aktivitäten aufzeichnen, kann zudem eine Zunahme der durchschnittlichen Entfernung pro Fahrt festgestellt werden. Spanien verzeichnet beispielsweise eine Zunahme von satten 41 Prozent. Währenddessen unternehmen die Deutschen trotz eines leichten Rückgangs des allgemeinen Aktivitätstrends immer noch längere Fahrten mit einem Anstieg der durchschnittlichen Entfernung pro Fahrt um 12 Prozent. Der Spitzenwert vom 1. März in Schweden geht mit dem Vasaloppet-Skirennen einher – unsere Hypothese ist, dass viele Menschen als Ersatz für die Teilnahme an dem RennenIndoor-Cycling betrieben haben.

Wenn wir uns den Radsport in Deutschland, Großbritannien und Schweden ansehen, zeigt die Trendlinie eine deutliche Verlagerung nach Draußen. Allein in Deutschland verzeichnen wir einen Anstieg des Outdoor-Radsports um 153 Prozent. Im gleichen Zeitraum, im Jahr 2019, gab es in Deutschland nur einen Anstieg von 36 Prozent. Es ist gut möglich, dass hier psychologische Faktoren wie der Wunsch nach mehr Aktivität im Angesicht von Widrigkeiten, eine Rolle spielen könnten. Zudem zeigt diese Trendlinie auch, wie gut die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich, Italien und Spanien eingehalten werden.

Allgemeines Fitnesstraining

Aber was ist mit der breiten Masse? Schließlich fährt nicht jeder gerne Rad. Um dieser Frage nachzugehen, ziehen wir unsere Aktivitätsdaten zu Fitnessfunktionen hinzu. Dazu gehören Aktivitäten, die mit einem der folgenden vorinstallierten Sport-Profile mit einem Garmin-Wearable durchgeführt wurden: Ellipsentraining, Indoor-Cardio-Training, Indoor-Rudern, Stepper und Krafttraining. Auch hier überraschen die Ergebnisse.

Italien verzeichnet einen 105-prozentigen Anstieg der Fitness-Aktivitäten, wenn man die Zeiträume vor und nach der Ausgangssperre vergleicht. Nutzer in Frankreich, Spanien und Großbritannien trainieren ebenfalls mehr mit einem Anstieg von 80%, 93% bzw. 8%. All das scheint darauf hinzudeuten, dass selbst diejenigen, die in Ländern mit sehr weitreichenden Maßnahmen leben, trotzdem noch Wege finden, sich zu bewegen.

Golf

Wenn du Golf spielen möchtest, dann solltest du nach Schweden gehen. Tatsächlich ist die schwedische Post-Winter-Migration auf die Golfplätze derzeit sogar noch stärker als 2019. Das nordeuropäische Königreich befindet sich inmitten eines außergewöhnlichen Anstiegs der Golfaktivitäten um 741%. Diese Zahl ist noch bemerkenswerter, wenn man den Rückgang um 26% im Vereinigten Königreich betrachtet – einem Ort, an dem die Popularität des Sports hoch ist, wo aber die British Open (geplant für Juni) vor kurzem abgesagtwurden.

Running

Laufen ist die beliebteste und am meisten geteilte Frühlingsaktivität. In Spanien und Italien, wo die landesweiten Sperren am extremsten sind, hat das Laufen im Freien mit einem Rückgang von 68% bzw. 42% deutlich abgenommen.

Wirft man einen tieferen Blick in die Daten, zeigt sich, dass Nutzer in den Ländern mit den strengsten Kontaktbeschränkungen aufs Laufband umsteigen, in vielen Fällen auch virtuell. Italiener, Spanier und Franzosen laden rekordverdächtig viele Laufaktivitäten hoch, wobei die jeweiligen Länder Zuwächse von 130%, 84% und 18% verzeichnen.

Wie sieht es also mit den Läufern in Deutschland, Schweden und Großbritannien aus? Daten zeigen, dass es sich hier anders verhält. In jedem dieser Länder laufen diejenigen, die draußen laufen, kürzere Distanzen. Daraus können wir schließen, dass deutsche, schwedische und britische Läufer ihre Bewegung im Freien einschränken – trotz lockereren Restriktionen. Während also das Indoor-Laufen an den meisten Orten auf dem Vormarsch ist, findet das Laufen im Freien auch weiterhin statt – allerdings bleibt man dabei etwas näher an seinem Zuhause.

Schwimmen

Das Interessante an den Daten für das Schwimmen ist, dass Rückgang der Aktivität mit der im Land eingeführten Ausgangsbeschränkungen einhergeht. Als jedes Land seine spezifischen „Stay home“-Anordnungen bekannt gegeben hat, haben die Schwimmer aufgehört zu schwimmen. Nur in Schweden haben die lockereren Ausgangsbeschränkungen zu einem viel geringeren Rückgang der Aktivität geführt.

Treppensteigen

Wir beenden unsere Auswertungen mit dem Treppensteigen. Nicht weil es das erste ist, das man in Erwägung zieht, wenn man an körperliche Aktivität während einer globalen Pandemie denkt, sondern weil man es eher vergisst. Und den Daten zufolge findet das Treppensteigen insbesondere in Spanien, Frankreich und Italien statt. Und zwar sehr häufig.

Dabei ist wichtig zu beachten: Das Treppenlaufen unterscheidet sich von der Aktivität auf dem Stepper, die zuvor in den Ergebnissen der Fitnessaktivität behandelt wurde. Hier beziehen wir uns auf Menschen, die in ihren Wohnungen oder Häusern Treppen rauf- und runtersteigen. In Frankreich hat diese Aktivität um 103% zugenommen. In Italien ist sie um 572% in die Höhe geschnellt. Und in Spanien hat das Treppensteigen um erstaunliche 900% zugenommen.

Dies ist vielleicht die faszinierendste und auch ermutigendste Trendwende bei allen Aktivitäten. Trotz der Einschränkungen, die durch die Ausgangssperren auferlegt werden, weigert sich eine rekordverdächtig hohe Zahl von Menschen, ihre körperliche Gesundheit darunter leiden zu lassen. Keine Fitnessgeräte? Kein Problem. Wir haben immer noch Treppen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Fitness findet einen Weg 

Wie wir schon in unserer ersten Veröffentlichung zu den Aktivitätstrends erklärt haben, handelt es sich bei den Zahlen zwar um konkrete Daten, den größten Mehrwert bietet dabei jedoch die subjektive Analyse auf Basis unserer Branchenexpertise. Jedes Land hat auf unterschiedliche Art und Weise und auf unterschiedlichen Ebenen mit Beschränkungen zu kämpfen, daher werden wir die Daten weiterhin unter Berücksichtigung dieses Kontexts bewerten.

Die kommenden Monate sind nicht vorhersehbar. Während sich die Menschen auf der ganzen Welt mit den Auswirkungen der Pandemie auf ihren aktiven Lebensstil auseinandersetzen, werden wir weiter Aktualisierungen bereitstellen, um bei der Aufklärung und Information zu helfen. Das ist wichtig. Nicht, weil die Menschen wissen müssen, was passiert, sondern weil wir glauben, dass die wichtigste Erkenntnis bisher darin besteht, dass die Menschen es weiterhin schaffen, allen Widrigkeiten zum Trotz weiterzukommen.

Bei Garmin nennen wir dieses Bedürfnis, „das Gestern zu überbieten“. #BeatYesterday. Es ist inspirierende und eine großartige Leistung, die aktuell vielleicht noch mehr Bedeutung hat als je zuvor.